Baureihe 120.1

Baureihe 1201



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Geschichte

Nach einer langen Erprobungszeit der Prototypen 120 001-005 erteilte die DB endlich den Auftrag über 36 Lokomotiven der Baureihe 1201, mit einer Option auf weitere 24 Loks an die beiden Lieferkonsortien aus AEG, BBC und Siemens sowie Krauss-Maffei, Krupp und Thyssen-Henschel.

Die Fertigung der Loks sollte streng nach den Zeichnungen der Prototypen erfolgen, unter Berücksichtigung der mit den Prototypen gemachten Erfahrungen. Jedoch stand die Bestellung der ersten 36 Serienloks durch die bevorstehende Eröffnung der NBS Fulda-Würzburg unter erheblichem Zeitdruck, da die NBS aufgrund der verlangten Druckfestigkeit nur von den 1201 befahren werden konnte. Der Zeitdruck, unter dem die Entscheidung zur Serienreife erfolgen mußte, führte dazu, daß Schwachstellen im Bereich des Radsatzantriebes (Wellen, Lager, Getriebe, Schmierung und Abdichtung) verdrängt und hinten angestellt wurden. Dieser Umstand sollte noch zu erheblichen Problemen führen.

Noch vor Einlösung der Option für die restlichen 24 Loks kam im April von der DB Hauptverwaltung in Frankfurt ein einschneidender Änderungswunsch. Die Loks wurden mit einer entsprechend der 120 001-3 geänderten Getriebeübersetzung versehen, was die Zugkraft der Loks im Geschwindigkeitsbereich 170-200 km/h erhöhte, dafür aber die Anfahrzugkraft von 340 kN auf 290 kN verringerte. Für das Anfahrvermögen vor Güterzügen erwieß sich die Herabsetzung der Anfahrzugkraft jedoch als unerheblich, stellte sich doch in der Praxis heraus, daß das Ausnutzen der physikalischen Grenzen nur wenig bis gar nichts brachte. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit änderte sich dadurch nicht.

Obwohl bereits seit 1985 spätestens feststand, daß für die Befahrung der NBS Druckfeste Führerräume notwendig sind, wurde die Druckertüchtigung der 1201 erst nach dem "Roll-in", am 13.1.1987, der erstgelieferten 120 103-7 in Auftrag gegeben. Ebenso die elektropneumatische Bremse mit Notbremsüberbrückung. Die Abnahme der 120 103-7 verzögerte sich deshalb bis zum 27.8.1987.

Die Ablieferung der 1201 wurde durch die notwendigen Umbauaktionen noch während der Fertigung erheblich verzögert. Ende 1988 waren erst 28 Lokomotiven in Betrieb. Der Rest folgte 1989, wobei sich durch einen Brand im AW München-Freimann die Inbetriebnahme der beiden letzten Loks nochmals verzögerte.

Die Inbetriebnahme der NBS Fulda-Würzburg am 29.5.1988 machte den Einsatz von mindestens 18 1201 notwendig. Die verfügbaren Loks mußten daher, bei praktisch 20 Einsatzstunden, tägliche Laufleistungen zwischen 1600 km und 1800 km erbringen. Als Folge dieser erheblichen Beanspruchung stellten sich häufig Lagerschäden am Getriebeseitigen Fahrmotorlager ein, die wiederum zu Folgeschäden an den Motorankern, Wellen und Zahnrädern führten. Ein weiteres Problem stellte sich bei den 1201 mit den "schnelleren" Getrieben ein. Durch die ungünstigere Geometrie des nun kleineren Getriebe-Großrades kam es zu einem starken Überdruck im Getriebegehäuse, was zu undichten Getriebekästen und zu Ölverlusten führte. Die DB verweigerte bei diesen Loks zunächst die Abnahme, erteilte dann aber eine Zulassung bis 140 km/h.

Durch verschiedene, schrittweise durchgeführte Änderungen an den Labyrinth-Dichtungen und den rotierenden Antriebsteilen, sowie das Anbringen von Leitblechen und Tropfwannen konnten auch diese Loks ab Sommer 1989 endlich bis 200 km/h zugelassen werden. Bei den aufgetretenen Lagerschäden übte die DB durch drei aufeinander folgende "Rollkuraktionen" im AW München-Freimann Schadensbegrenzung. Schließlich konnte durch den Einsatz speziell ausgesuchter gehärteter Lager die Schadensfreie Laufleistung der 1201 sichergestellt werden.

Bis dahin lag die durchschnittliche Verfügbarkeit der Loks gerade mal bei 75-80%. Derartig schlechte Werte entsprachen natürlich nicht den hochgesteckten Erwartungen der DB an eine modere hochleistungs Universallokomotive. Heute steht fest, das die 1201 auch die letzte Bauserie der 120 geblieben ist. Eine Auschreibung der Nachfolgebaureihe 121 wurde wieder zurückgezogen. Nachdem die Aufspaltung der DBAG in verschiedene Geschäftsbereiche absehbar war, bestand für eine Universallok kein Bedarf mehr. Für die Lokomotivindustrie, die Millionen in die Entwicklung der 120 investiert hat eine herbe Entäuschung.

Die erstgelieferte 120 103-7 präsentierte sich bereits himbeerrot mit weißem Brustlätzchen. Optischer Unterschied zur 1200 war die Verlegung der Sandkästen von den Drehgestellen in den Lokkasten, deren vier Verschlüsse je Seite auffällig sind. Hinzu kommt der Entfall der 36poligen Steuerleitung an den Pufferbohlen und geänderte Dachaufbauten.

Die Aufnahme des ICE-Verkehrs, mit der durchgehenden Inbetriebnahme Hannover - Würzburg und Mannheim - Stuttgart am 2.6.1991, hatte zunächst keinen Einfluß auf die Umläufe der 1201, da für die lokbespannte IC-Linie 4 (Hamburg - München) der Einsatz der 1201 wegen ihrer Druckfestigkeit immer noch zwingend erforderlich war. Die IC-Linie 8 ([Basel -) Karlsruhe - Berlin) erforderte bis zum Sommerfahrplan 1993 ebenfalls den Einsatz der 1201. Nach Umstellung dieser IC-Linien auf ICE kamen die Loks unter anderem zunehmend auf die IC-Linie 2 (Dortmund/Münster - Stuttgart) sowie vor IR und FD Zügen zum Einsatz . Sie beförderten aber auch schnelle Intercargo Züge über die NBS.

Heute ist von den einstigen Kinderkrankheiten schon lange keine Rede mehr, die Loks erreichen sehr hohe störungsfreie Laufleistungen. Die Zugehörigkeit der 1201 zur DB Reise & Touristik setzte aber auch der Bespannung von Güterzügen weitestgehend ein Ende. Einige Loks präsentieren sich heute DBAG konform in Verkehrsrot mit Weißem Balken und grauem Längsträger. Hinzu kommen eine Reihe von Werbeloks. Viele Loks fallen aber auch, im Bereich zwischen den Führerräumen, durch stark verwitterten Altlack auf. 120 114-4 wurde nach schwerem Brandschaden und 120 154-0 nach schwerem Unfallschaden (Flankenfahrt) 1990 bzw. 1993 wieder aufgebaut. Die Loks stehen alle noch im Plandienst und teilen sich den lokbespannten Pesonenfernverkehr mit der Baureihe 101.



Varianten der Baureihe 1201

1201 Ablieferungszustand (*

1201 verkehrsrot (*

1201 "ZDF"

1201 "Walt Disney" (#

1201 "Nett hier! Aber waren Sie schonmal in Baden-Würthemberg" (#

1201 "DIT" (*

1201 "Märklin Teun Hocks" (*

1201 "Märklin Weihnachtslok" (*
(* Zeichnungen MM&MM Bildschirmschoner V3
(# Zeichnung Henning Dirlenbach

Technische Daten 1201
Indienststellung
Gesamtserie
Hersteller

Gesamtachstand
Raddurchmesser
Dienstgewicht
Fahrmotoren
Dauerleistung
Höchstgeschwindigkeit
Anfahrzugkraft
1987-89
60 Loks
Thyssen, Krauss-Maffei, Krupp
AEG, BBC, Siemens
13000 mm
1250 mm
83,2 t
4
5600 kW
200 km/h
340 kN(1
(1 Ab 120 137-5 290 kN


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